Der sanfte Weg zu weißen Zähnen – Bleichen statt schrubben

Im Behandlungszimmer 1 seiner Praxis begrüßt Zahnarzt Dr. Dietmar Oesterreich eine neue Patientin. Sylvia M.** klagt weder über Zahnschmerzen, noch ist sie zur Routineuntersuchung gekommen. „Ich wünsche mir wieder so weiße Zähne wie früher“, sagt sie und deutet dabei auf ihre verfärbten Zähne.

Im Verdacht hat sie ihren intensiven Kaffeegenuss. Die beiden oberen mittleren Schneidezähne erscheinen besonders dunkel. Eine genaue Befundaufnahme stellt tatsächlich Farbstoffeinlagerungen fest, aber die Verfärbungen der beiden Schneidezähne haben noch eine andere Ursache. Ein Röntgenbild bringt es an den Tag, und die 30-jährige Patientin erinnert sich wieder:

„Seit meinem 16. Lebensjahr sind die Schneidezähne an der Wurzel behandelt“. Über die Jahre hat die Wurzelkanalfüllung die Zähne immer dunkler aussehen lassen. Dr. Oesterreich weist auch auf die dunklen Kunststoff-Füllungen in den seitlichen, oberen Schneidezähnen hin. „Füllungen verändern sich durch Aufhellung nicht, wir müssen sie anschließend austauschen.“

Im ersten Schritt wird ein Teil der Wurzelkanalfüllung entfernt und die Wurzeln mit einer provisorischen Zementfüllung abgedichtet. Sylvia fährt mit der Zunge über die Löcher auf der Rückseite ihrer Schneidezähne. Schmerzen hat sie keine. „Wir bleichen zunächst die stark verfärbten Schneidezähne – hier in der Praxis“ erläutert ihr der Zahnarzt seine Vorbereitungen für das sogenannte „Walking-Bleaching“. Unter größter Vorsicht und Schonung des Zahnfleisches wird Natriumperboratlösung in die Zähne eingebracht und diese mit einem Glasionomerzement verschlossen.

Zahnoberfläche bleibt unverändert

Untersuchungen belegen, dass eine Aufhellung die Zahnoberfläche und -struktur nicht verändert, erläutert der Zahnarzt.

Weit weniger zahnschonende Alternativen seien Kronen, die ein großes Opfer an Zahnsubstanz bedeuten würden. Auch für dünne Keramikschalen (Veneers) zum Abdecken verfärbter Zähne müssten die Zähne noch oberflächlich abgeschliffen werden.

Nach einer Woche kontrolliert Dr. Oesterreich gemeinsam mit der Patientin den Erfolg und entscheidet sich für eine weitere Wiederholung der Behandlung. Nach einer weiteren Woche sind beide mit dem Ergebnis zufrieden und den Zähnen blieb eine aufwändige Kronenbehandlung erspart. Die „Löcher auf der Gaumenseite der Zähne werden nun mit einer endgültigen farblich angepassten Kunststofffüllung verschlossen.

Aber nun sollen auch die übrigen Frontzähne genauso hell werden. Dazu werden bei Sylvia Abformungen der Kiefer genommen, damit Gipsmodelle und darauf individuell für sie so genannte „Tiefziehschienen“ angefertigt werden können. Zwei Tage später kann Sylvia die durchsichtigen, flexiblen Schienen abholen.

Außerdem erhält sie vier kleine, mit Aufhellungs-Gel gefüllte Spritzen, denn die Aufhellung aller Zähne kann sie nun selbst nach Anweisung des Zahnarztes zu Hause durchführen. Vor dem Schlafengehen befüllt sie die Schienen mit 10%igen Carbamid-Peroxid-Gel, das es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Das Tragen der Schiene bereitet keine Probleme.

Deutliche Effekte schon nach einem Tag

Ein deutlicher Aufhellungseffekt ist schon am nächsten Morgen sichtbar und motiviert Sylvia; dies lässt sie über eine leichte Temperaturempfindlichkeit der Zähne hinwegsehen.

„Eine ganz normale, aber völlig harmlose Erscheinung, die meist innerhalb weniger Stunden wieder verschwindet“, hatte ihr der Zahnarzt erläutert und begründet: „Den Zähnen wird durch das Tragen der Schienen Feuchtigkeit entzogen, sie sind dann temporär empfindlicher.“

Nach einer Woche ist das mitgegebene Aufhellungsmaterial verbraucht, und in der Praxis wird das Ergebnis kontrolliert: „Die Zähne sehen jetzt sehr natürlich aus, auch nicht so weiß, dass sie künstlich wirken“, konstatiert der Zahnarzt. „Aber das exakte Endergebnis sehen wir erst in einigen Tagen, wenn die Zähne wieder ihren normalen Feuchtigkeitsgehalt erreicht haben.“ Zu diesem Zeitpunkt werden dann auch die erforderlichen neuen zahnfarbenen Füllungen in den Frontzähnen gelegt.

Jetzt stimmt’s. Dr. Oesterreich reicht seiner Patientin den Handspiegel. Sylvia ist begeistert: „Sieht einfach toll aus!“. Und sie möchte, dass dies natürlich möglichst lange so bleibt. Bei guter Mund- und Zahnpflege soll das Ergebnis jetzt mindestens drei Jahre halten. Sollten Einlagerungen von Farbstoffen aus Nahrungs- und Genußmitteln nach längerer Zeit zu einer gewissen Nachdunkelung führen, kann eine kurze Auffrischungsbehandlung unter Nutzung der bereits vorhandenen Schiene – so hat Sylvia von ihrem Zahnarzt erfahren – das erzielte Aufhellungsergebnis wiederherstellen.

Kosten werden privat getragen

Die Behandlungskosten für die Aufhellungen übernimmt die Krankenkasse nicht. Eine normale Aufhellung, wie sie im Rahmen des Home-Bleaching durchgeführt wird, kostet zwischen 150 und 250 Euro pro Kiefer. Das Austauschen von Füllungen oder das teilweise Entfernen der Wurzelfüllungen wie bei Sylvia werden allerdings gesondert in Rechnung gestellt.

Aber das Geld, findet Sylvia für sich, ist gut angelegt: „Das Aufhellen meiner Zähne ist doch eine Investition – in mein Lachen!“ strahlt sie.

** (Name von der Redaktion geändert)

Bilder und Text mit freundlicher Unterstützung der Initiative proDente e.V
© proDente e.V IMPRESSUM: Initiative proDente e.V.
Aachener Straße 1053-1055, 50858 Köln, E-Mail: info(at)prodente.de, Internet: http://www.prodente.de
http://www.prodente.de/aestethik/bleaching/der-sanfte-weg-zu-weissen-zaehnen-bleichen-statt-schrubben.html